Weihnachten in Indien

Mangobäume, Mitternachtsmesse, Festessen und Blumengirlanden
   

In Indien gibt es etwa 28 Millionen Christen, das sind aber nur etwa 2,5 Prozent der Bevölkerung. Trotzdem ist zumindest der 25. Dezember in ganz Indien ein arbeitsfreier Feiertag. Die meisten Christen des Landes leben in Kerala. Dort ist Weihnachten ein sehr wichtiges Fest. Aus Kerala stammt auch Pfarrer Joseph Vattathara, der Pfarrherr der Pfarreiengemeinschaft Pinkofen-Unterlaichling.

Joseph Vattathara wuchs mit sieben Geschwistern auf. Neben seinen Eltern gehörte auch noch eine Großmutter zur Familie. Von 1982 bis 1988 studierte und promovierte der junge Joseph in Rom. Schon während seines Studiums machte er Urlaubsvertretung in Deutschland. Seit 20 Jahren ist er in der Diözese Regensburg tätig, seit 17 Jahren leitet er die Pfarreiengemeinschaft Pinkofen-Unterlaichling. Sein letztes Weihnachten in Indien war 1998. Er denkt immer noch gerne an die Weihnachtsfeste in seiner Kindheit zurück.

   

Pfarrer Joseph Vattathara bei einem Weihnachts-Gottesdienst in Pinkofen im Jahr 2016.
(Foto: Robert Beck)

   

Weihnachten heißt in Indien Christmas, was wohl daher kommt, dass Indien einmal eine englische Kolonie war. „Früher wurde in den Wochen vor Christmas gefastet. Es gab kein Fleisch und keinen Alkohol. Am Heiligen Abend bastelten die Kinder eine Krippe. Das war ein Häuschen mit einem schönen Stern darauf. Statt teuren Figuren stellte man ein Bild von der heiligen Familie in das Häuschen“, erzählt der Priester.

Weihnachtsmärkte gab es nicht, auch keine Geschenke. Die Häuser wurden früher mit Kerzen oder Öllampen in den Fenstern erleuchtet, jetzt hängen dort bunte elektrische Lichterketten. Außer der Krippe bastelten die Familien noch Sterne und schmückten damit ihre Häuser. Am Abend des 24. Dezember gingen Sternsinger von Haus zu Haus und sammelten Geld für arme Kinder.

   

In Indien sind die Häuser mit bunten Lichterketten geschmückt. Sterne dürfen keinesfalls fehlen.

   

Die Weihnachtsfeierlichkeiten begannen und beginnen immer noch um Mitternacht mit einem sehr feierlichen Gottesdienst, der bis zu drei Stunden dauern kann. Dazu sind die Kirchen bunt erleuchtet und es ist eine große Krippe mit Figuren und Sternen aufgebaut. „Die meisten Kirchen in Indien sind ungefähr so groß wie unsere Pfarrkirche hier in Pinkofen. Heuer dürfen dort aber nur 20 Leute gleichzeitig hinein“, sagt Pfarrer Vattathara. Letzteres haben ihm Freunde aus Indien mitgeteilt.

Früher war es eine ruhige Nacht. Man freute sich auf das Festessen am nächsten Tag. In den letzten Jahren wird am Heiligen Abend nach der Arbeit oft schon Alkohol getrunken. Nach dem Mitternachts-Gottesdienst feierte vor allem die Jugend mit Gebäck und Kuchen. Plätzchen wurden nicht gebacken.

   

Heute stehen in jeder Krippe richtige Figuren. Früher stellte man aus Kostengründen oft nur ein Bild von der heiligen Familie in die Krippe.

   

Am 25. Dezember tischte man ein reichhaltiges Mittagessen auf. „Wenn es sich die Familie leisten konnte, gab es Schweinefleisch. Das war teurer Luxus, da die Hindus und Moslems das nicht essen. Es gab also nicht viel davon. Man aß es nur ein- oder zweimal im Jahr und das war dann etwas ganz Besonderes. Geflügel bekam man immer und zu moderaten Preisen“, erklärt Pfarrer Vattathara.

Inzwischen werden auch Bäume bunt geschmückt, allerdings keine wie wir sie kennen, sondern meistens Bananenstauden oder Mangobäume. Bunte Lichterketten und lange Blumengirlanden, die bei derzeit 25 Grad im Freien sicher nicht erfrieren, sind überall zu sehen. Die Mitternachtsmesse und das festliche Weihnachtsessen am 25. Dezember gehören immer noch dazu. In einigen Regionen entfachen die Menschen danach ein Freudenfeuer und es wird gesungen und getanzt oder sogar ein Feuerwerk entzündet.

   

Eine Krippe und ein bunt beleuchteter Baum stehen in Indien in jedem christlichen Haus.

   

Auch viele Hindus feiern das Weihnachtsfest mit, denn in Indien wird alles gefeiert, was gefeiert werden kann. Allerdings teilen die Hindus den Gedanken, dass Jesus als Erlöser in die Welt kam, nicht. Aber Jesus und auch Maria zählen zu den unzählig vielen Göttern im Hinduismus. In manchen Gegenden beschenkt Father Christmas die Kinder. Im Nordwesten Indiens gehen die Leute während der Weihnachtszeit eine Woche lang Nacht für Nacht auf die Straße. Sie umrunden ihr Dorf und erzählen in Liedern die Weihnachtsgeschichte.

   


<<  ZURÜCK  << Text: Roswitha Geiger >>  STARTSEITE  <<